Ehrenamt lebt von den Menschen, die sich engagieren und für ihre Mitmenschen einsetzen. Wir stellen in unregelmäßigen Abständen Engagierte vor und wollen Geschichten aus dem Ehrenamt erzählen.

Ehrenamt bringt Menschen zusammen. Katharina (90) und Diethild (55) sind darüber zu Freundinnen geworden. Kennengelernt haben sich die beiden durch das Projekt „Seniorenbegleiter“. Die Ehrenamt Agentur Essen e. V. bringt hier ältere Essenerinnen und Essener mit ehrenamtlichen Paten zusammen, um über die Generationen hinweg Austausch zu fördern und manches Mal Einsamkeit zu vertreiben. Dass beide Seiten von diesem Ehrenamt profitieren, zeigen Katharina und Diethild.

Mindestens alle zwei Wochen steht Diethild vor der Tür und holt Katharina für einen gemeinsamen Ausflug ab. Immer freitags treffen sich die beiden Frauen für ihren Freundinnen-Tag. Nach über anderthalb Jahren haben sie schon einiges unternommen. „Ich habe meine Stadt noch einmal ganz neu kennengelernt. Durch unsere Ausflüge habe ich für mich neue Ecken entdeckt“, erzählt Katharina. Gemeinsam waren sie zum Beispiel auf Zeche Zollverein, im neu erbauten Univiertel, an der Ruhr in Kettwig oder in der Gruga.

Ausflug an den Rhein

Wenn das Wetter mal schlecht ist, fährt Diethild ihre Seniorin in das Limbecker Einkaufszentrum. Die zwei Damen lieben Mode und dann wird gemeinsam geshoppt. Zum Abschluss darf es gerne noch ein Eisbecher sein. Ein Ausflug hat Katharina besonders gut gefallen. Diethild ist mit ihr nach Düsseldorf an den Rhein gefahren, um ausgiebig an der Rhein-Promenade zu flanieren. Immer in Bewegung sein, rausgehen und viel miteinander sprechen – den zwei Frauen ist nie langweilig.

Schnelle Freundschaft

„Unser vertrauter Kontakt musste sich natürlich erst entwickeln. Zu Beginn waren wir beide aufgeregt und auch ein wenig skeptisch, ob die Chemie stimmen würde“, erinnert sich Diethild. Doch die Sorgen waren schnell vergessen und die beiden haben sich auf Anhieb gut verstanden.

Dass die zwei sich gefunden haben, ist Katharinas Sohn zu verdanken. Er schlug seiner Mutter eine Projektteilnahme vor und meldete sich bei der Ehrenamt Agentur. Katharina kann auf eine liebevolle Familie bauen, täglich telefoniert sie mit ihrem Sohn. Doch mit dem Alter sind außerfamiliäre Freundschaften so eine Sache.
„Ich habe jahrelang in einem Kegelclub gespielt. Mit der Zeit sind fast alle Freundinnen verstorben und so hat sich mein Freundeskreis rapide verkleinert“, berichtet Katharina. Sie und ihr Sohn wünschten sich neue Kontakte und Impulse für die lebensfrohe Rentnerin.

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Gegen die Einsamkeit

Immer mehr Senioren leben heutzutage allein. Nicht jeder Mitbürger kann auf eine nahe Familie bauen. Und der gesetzlich bestellte Pflegedienst kann meist nur das Nötigste tun. Was dann zunehmend fehlt, ist der Austausch mit Mitmenschen, kleine gemeinsame Erlebnisse wie Spaziergänge oder Spiele, das Gefühl, umsorgt zu werden.

Hier werden die „SeniorenbegleiterInnen“ aktiv. Freiwillige werden von der Ehrenamt Agentur vermittelt und in ihrem Einsatz betreut. Der Verein begleitet jeden Schritt und leitet die Patenschaften an. Die Ehrenamtlichen übernehmen weder haushälterische noch pflegerische Tätigkeiten. In diesen Fällen wird der Bedarf den Angehörigen bzw. den entsprechenden Institutionen gemeldet.

Von Altenessen bis Rüttenscheid

Das Konzept hat sich etabliert und derzeit läuft das Projekt in den Stadtteilen Altenessen-Süd, Nordviertel, Innenstadt, Steele, Freisenbruch, Horst, Holsterhausen, Rüttenscheid,  Frohnhausen und Borbeck.
„Seniorenbegleiter“ wird gefördert durch das Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Essen Seniorenförderplan und die Richter-Grau-Stiftung.

Ein besonderer Kontakt

Für Diethild ist das Ehrenamt als „Seniorenbegleiterin“ keine neue Rolle. Seit gut 20 Jahren hat sie sich immer wieder für Senioren und Menschen mit geistiger Behinderung engagiert: „Trotzdem ist mein Kontakt zu Katharina etwas ganz besonderes. Ich schätze sie sehr und mag generell ältere Menschen unheimlich gerne. Ihr Erfahrungsschatz ist bereichernd!“ Jeder sollte sich einmal engagieren, weil sich darüber der Blick auf das Wesentliche im Leben schärfe, weiß sie als Ehrenamtliche zu berichten.

Füreinander gemacht

Diethild und Katharina empfinden ihre Teilnahme am Projekt „Seniorenbegleiter“ als echte Win-win-Situation, aus der beide Frauen enorme Freude und Inspiration ziehen. Bei ihren Treffen reden sie viel und diskutieren auch einmal über tagesaktuelle Politik.
Von einer besonderen Gemeinsamkeit können sie ebenfalls berichten – der Liebe zur spanischen Insel Mallorca. Ganze 25 Mal war Katharina bereits dort und weiß von der regen Geschichte der Insel zu erzählen. Die Themen gehen den beiden Frauen nicht so schnell aus. Katharina freut sich, dass sie Diethild kennengelernt hat: „Wir sind wie füreinander gemacht!“

Wenn Sie neugierig geworden sind und sich als „SeniorenbegleiterIn“ engagieren möchten, freuen wir uns über Ihren Anruf. Gerne beraten wir Sie unverbindlich zu diesem spannenden Ehrenamt. Melden Sie sich bitte auch, falls Sie einen „Seniorenbegleiter“ für sich oder jemanden aus Ihrer Familie oder Nachbarschaft suchen. Alle Informationen erhalten Sie unter 0201 839 149 0 oder

Das Projekt wird gefördert durch den Seniorenförderplan der Stadt Essen .

Text und Fotos: Hendrik Rathmann