Aus der Essener Zivilgesellschaft ist das Projekt Gießkannenheld:innen mit dem Ziel entstanden, die von anhaltender Trockenheit und Dürre bedrohten Essener Stadtbäume zu retten. Laut aktueller Analyse sind momentan rund 50.000 Straßenbäume in Essen in einem so schlechten Zustand, dass sie vom Absterben oder einer Fällung bedroht sind. Essen ist grün, aber angesichts des Klimawandels muss es noch grüner werden und darf auf keinen Fall Grün verlieren. Dafür setzen sich viele Ehrenamtliche schon seit vielen Jahren ein. Gesucht werden nun Hauseigentümer, die attraktiv gestaltete 1.000-Liter-Tanks an ihre Regenfallrohre anschließen, um Regenwasser zum Bewässern der bedrohten Bäume aufzufangen.

Damit möglichst viele Bäume mit Wasser versorgt werden können, bauen Initiativen von Gemeinsam für Stadtwandel und dem Runden UmweltTisch mit der Ehrenamt Agentur Essen e. V. seit 2020 eine Engagementstruktur auf. Ziel ist, in jedem Stadtteil Ehrenamtliche und Wassertankstandorte zu gewinnen und diese professionell zu vernetzen, zu organisieren und auszustatten!

 Wasser in der Stadt sammeln

„Seit Jahren reichen die Regenmengen nicht mehr aus, damit unsere Stadtbäume ausreichend mit Wasser versorgt sind. Versiegelte Flächen, sehr trockene Böden und fehlende Möglichkeiten das Regenwasser zu speichern,  lassen das kostbare Nasse größtenteils abfließen. Darum ist es wichtig, Konzepte zu entwickeln, das vorhandene Wasser den Bäumen zuzuleiten“, sagt Georg Nesselhauf, Runder UmweltTisch Essen.

„In unserer Stadt gibt es zahlreiche Privatleute und Initiativen, die sich schon seit Jahren für das Wässern unserer Stadtbäume engagieren. Wir freuen uns sehr, dass nun mit dem Projekt viele weitere Gießkannenheld:innen dazu kommen und sich mit uns gemeinsam für das Stadtklima einsetzen“, betont Simone Raskob, Umwelt-, Verkehr- und Sportdezernentin der Stadt Essen. Um die Nachhaltigkeit sicherzustellen, haben Grün und Gruga und die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW (FHöV) in Gelsenkirchen ein Studienprojekt unter dem Titel „Volle Kanne für unsere Stadtbäume – Integration der Bürgeraktion in das bestehende Notbewässerungsmanagement Stadtbaum“ auf den Weg gebracht, welches das  Gießkannenheld:innen-Projekt im ersten Jahr untersucht und begleitet.

Die Stadtspitze begrüßt das Engagement der Umweltinitiativen. Oberbürgermeister Thomas Kufen lobt: „Wir alle sind in der Stadt verantwortlich sowohl Klimaanpassung voranzubringen, aber auch den Klimawandel einzudämmen. Ich freue mich über die Initiative und darüber, den engagierten Bürgerinnen und Bürgern sogar einen ‚Helden‘-Status zu verleihen!“

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(v.l.n.r.) Werner Jochheim, Janina Krüger, Georg Nesselhauf und Christiane Gregor für die GießkannenheldInnen – Foto Sven Lorenz

 Überlebenswichtige Stadtbäume

„Pro Gießvorgang benötigt ein gestandener Baum mindestens 150 Liter Wasser. Bisher fehlen den Engagierten vor Ort die Ressourcen. Sie unterstützen wir mit Wassertanks, Gießkannen, Netzwerken und Tipps für das richtige Gießen und Hintergrundinformationen“, erklärt Christiane Gregor von der Initiative Gemeinsam für Stadtwandel und ergänzt: „Bäume haben eine extrem wichtige Funktion für die Stadt. Sie kühlen die Temperaturen herunter, die in der Innenstadt schon jetzt um bis zu 10 Grad höher sein können, als am Stadtrand. Bei Temperaturen, die über 40 Grad steigen können, sind sie also wahre Lebensretter. Sie filtern die Luft von Staubpartikeln, sie spenden Sauerstoff und speichern CO2. Sie sind Lebensraum und spenden Erholung. Nachweislich sind Menschen, die in der Nähe von Bäumen wohnen, glücklicher und gesünder.“

Wer hat Platz – Wassertanks in jedem Stadtteil

Langfristig soll ein stadtweites Netz von Wasserspeichern die Wasserversorgung der vielen gießenden Ehrenamtlichen, den Gießkannenheld:innen, sichern. Dafür braucht es „Platzschenker:innen“. In allen Stadtteilen werden Grundstückseigentümer gesucht, die einen 1.000-Liter-Behälter (Aufstellfläche 120 x 120 cm, Höhe 160 cm) an einem Regenfallrohr ihres Hauses, möglichst in der Nähe zu Stadtbäumen, aufstellen. Engagieren können sich Privatpersonen, Vereine aber auch gerne Firmen in Essen. Nach dem Patenprinzip übernehmen sie die Verantwortung für den Tankstandort.

„Wer einen Tank vor sein Haus stellen oder regelmäßig gießen möchte, kann sich auf www.giesskannenheldinnen.de registrieren. Vor Ort klären wir alle Fragen, helfen mit Rat und Tat beim Anschluss an das Regenfallrohr und vernetzen Engagierte, die gemeinsam Wasserstandorte im Stadtteil nutzen“, sagt Janina Krüger von der Ehrenamt Agentur Essen e. V. Der Verein unterstützt die „Gießkannenheld:innen“ bei der Projektumsetzung und Öffentlichkeitsarbeit.

 Breites Bündnis engagiert – Gemeinsam kriegen wir das hin!

„Unsere Region fit zu machen für den Klimawandel, das ist unser Ziel!“, sagt Raimund Echterhoff, Vorstand Personal und Nachhaltigkeit bei Emschergenossenschaft/Lippeverband. „Mit der Zukunftsinitiative ‚Wasser in der Stadt von morgen‘  setzt sich die Emschergenossenschaft zusammen mit dem NRW-Umweltministerium und den Städten und Wasserverbänden dafür ein, grüne und blaue Infrastrukturen im Ruhrgebiet nachhaltig zu stärken. ‚Gießkannenheld:innen‘ ist ein wichtiges Projekt, um zur Klimaresilienz der Stadt Essen beizutragen“, so Echterhoff.

„Die Stadtwerke Essen sind ein Traditionsunternehmen in dieser Stadt und für diese Stadt. Darum ist es uns eine Herzensangelegenheit, das Essen von Morgen mitzugestalten. Wir schätzen das Engagement unsere Stadt grün zu halten und unterstützen das Projekt Gießkannenheld:innen sehr gerne“, sagt Lars Martin Klieve von den Stadtwerken Essen.

Unterstützt und ermöglicht wird die ehrenamtliche Initiative bereits durch: Ehrenamt Agentur Essen e. V., EMG – Essen Marketing GmbH, Emschergenossenschaft (EGLV), Gemeinsam für Stadtwandel, Grün und Gruga, Ruhrverband, Runder UmweltTisch Essen (RUTE), Stadtwerke Essen, Transition Town und Ämter der Stadt Essen.

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Beispieltank der GießkannenheldInnen – Foto Sven Lorenz